Geschichtsverein Nierstein in Partnerstadt Freyburg
Auf den Spuren von Wende und Einheit vor 25 Jahren

Die Partnerstadt Freyburg an der Unstrut war erneut Ziel der Sommerkulturreise des Geschichtsvereins Nierstein - 25 Jahre nach der Wende, die den Abschluss der Partnerschaft im September 1990 erst ermöglicht hatte. Alle früheren Bemühungen waren an den DDR-Machthabern gescheitert.
Erich Honecker selbst hatte den Niersteinern zuvor zweimal mitgeteilt, die angestrebte Partnerschaft der beiden Weinbaustädte entspreche nicht dem damaligen Stand der deutsch-deutschen Beziehungen.
Als jedoch auch in Freyburg nach Bürgerprotesten und friedlicher Revolution eine neue Zeit anbrach, konnte endlich die Partnerschaft abgeschlossen werden.
  Geschichtsverein Nierstein e.V.
An diese Zeit erinnerte bei den Begegnungen vor allem Martin Bertling, der 1990 der erste frei gewählte Bürgermeister von Freyburg wurde und den Wiederaufbau der Stadt zur "Perle im Unstruttal" bis 2008 wesentlich mitgestaltete. Bertling bot vielen der über 40 Niersteiner eine eindringliche Geschichtsstunde, in der er auch von seinem Schicksal berichtete, das ihm in der DDR die freie Entfaltung, die freie Berufswahl nicht ermöglichte. Als Kind aus einer Pfarrers- und Bauernfamilie, als engagierter Christ saß ihm die Stasi im Nacken. Er und seine Frau erlebten, Unfreiheit und Unrecht. Bertling gehörte in Freyburg aber auch zu den Ersten, die ihrer Empörung über die Zustände in der DDR Ausdruck verliehen - zunächst in der Kirche, dann auch politisch im Neuen Forum. Bis heute empfindet er die Einheit als ein Jahrhundert-Geschenk, wie Bertling, der auch Vorsitzender des Heimatvereins Freyburg ist, beim Treffen in der restaurierten Neuenburg sagte.
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Geschichtsvereinsvorsitzender Hans-Peter Hexemer, der auf Niersteiner Seite von Anfang an die Partnerschaft mitbetrieben hatte, zeigte sich ebenfalls erfreut, dass vor 25 Jahren die Einheit möglich und eine bis heute lebendige Städtepartnerschaft gelungen sei. Die Kontakte sollten bei einem Besuch des Heimatvereins Freyburg in Nierstein im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Zum Programm auf den Spuren der Wende und der Einheit gehörte in Freyburg auch eine Begegnung mit Bürgermeister Udo Mänicke und den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, bei der auch der 1. Beigeordnete der Stadt Nierstein Egid Rüger Grüße der Partnerstadt übermittelte. Die Begegnung fand im Rahmen eines gemütlichen Abends im Keller mit dem berühmten, größten Cuvee-Fass Deutschlands in der Rotkäppchen-Sektkellerei statt, die heute wieder in neuer Blüte steht. Bei der Entwicklung in Freyburg mit der Sanierung der gesamten Stadt seien viele öffentliche Mittel geflossen, auch aus dem Soli. Dafür bleibe man dankbar.

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Zum Programm der Reise gehörte auch ein Besuch beim Winzerverein Freyburg mit Weinprobe. Bei einem Ausflug ins nahe Leipzig bestand nach einer kleinen Stadtführung, die die Ereignisse vom Herbst 1989 um die Nikolaikirche und die großen Demonstrationen in den Mittelpunkt rückte, Zeit die Messestadt selbst zu erkunden. Den bewegenden Abschluss des Programms in Freyburg bildete ein von Dorothee Bertling (Orgel) und Martin Bertling (Texte) gestaltetes Konzert, mit Werken u. a. Bachwerken und dem in der Wendezeit oft gespielte Kirchenlied "Vertraut den neuen Wegen…". Zum Programm der Reise, die der 2. Vorsitzender Hans-Uwe Stapf vorbereitet hatte, gehörte ferner der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar.
 

Bilder: Geschichtsverein Nierstein

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Nierstein, September 2015