Sommerreise nach Mecklenburg-Vorpommern
Theater, Kunst, Fürsten, Abgeordnete und Meer
Axel Schwarz
 

Reise nach Mecklenburg-Vorpommern 2013

Gut gelaunt bestieg unsere Reisegruppe in Nierstein den modernen Reisebus zu seiner diesjährigen Sommerkulturreise. Ziel der Reise war Mecklenburg-Vorpommern. Eine Reisebegleiterin für den Service betreute uns auf unserer bisherigen weitesten Reise. Nach zehneinhalb Stunden Reisezeit erreichten wir unser Hotel in Schwerin.

Viel Zeit zur Erholung blieb uns nicht. Nach dem gemeinsamen Abendessen stand für die Freunde der Operette die Aufführung der Fledermaus von Johann Strauss auf dem Programm. Diese Open-Air-Aufführung des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, anlässlich der Schlossfestspiele 2013, fand bei allen Teilnehmern viel Lob und Anerkennung. Der größere Teil unserer Reisegruppe gestaltete seinen Abend selbst. Der etwa 2 km lange Fußweg von unserem "Hotel Speicher am Ziegelsee" zur Schlossinsel mit dem Schweriner Schloss brachte den Abendspaziergängern noch etwas Bewegung. Ein ereignisreicher Tag ging somit zu Ende. Kultur und Erholung versprach uns der zweite Reisetag. Erstes Ziel unserer Tagesfahrt war Güstrow. Eng verbunden mit der Stadt ist der Name von Ernst Barlach. Er war Bildhauer, Schriftsteller und Zeichner. Besonders bekannt sind aber seine Holzplastiken und Bronzen. Die bekannteste Arbeit Barlachs, der in der Epoche des Expressionismus arbeitete, ist "Der schwebende Engel", der in der Kirche von Güstrow an der Kirchendecke hängt. Seine Vielseitigkeit bewies der Künstler auch mit seinen Grafiken, Zeichnungen und literarischen Arbeiten.
 
   
   
Mehr als 2000 Zeichnungen, 100 Skizzenbücher und 450 Plastiken zählen zu seinen Werken. Acht Dramen und zahlreiche Romane ergänzen sein literarisches Werk. Ernst Barlach wurde am 2. Januar 1870 in Wedel geboren und verstarb am 24. Oktober 1938 in Rostock. Seit seinem Tode wird in Güstrow die umfangreichste Sammlung seines Lebenswerkes in seinem ehemaligen Atelierhaus vor den Toren der Stadt bewahrt. Im neu gebauten Ausstellungsforum, im Graphikkabinett und in Atelierhaus zeigten uns zwei kompetente Museumsführerinnen die Kunstwerke Barlachs, der oft auch die Armen und Schwachen der Gesellschaft darstellte.
Die Stille des Museums tauschten wir nun in eine pulsierende Volksfeststimmung ein. Das Seebad Warnemünde feierte mit uns seine "Warnemünder Woche". Zahlreiche Veranstaltungen an Land und im Wasser am "Alten Strom", der Flaniermeile von Warnemünde, luden auch ein zum Schiffe gucken. Mit Stadtführern gingen wir auf Erkundungstour. Wir wollten das Sehenswerte im Ostseebad Warnemünde erleben. Enge Straßen mit kleinen Häusern prägen das Stadtbild. Anekdoten aus vergangener Zeit luden uns zum Schmunzeln ein. Vorbei am Heimatmuseum gingen wir zu zwei Wahrzeichen der Stadt. Der Leuchtturm von Warnemünde wurde gebaut 1897/98 und bietet zwei Aussichtsplattformen. Neben der Nutzung als Leuchtfeuer dient er heute hauptsächlich dem Tourismus. Wer die Stufen des Leuchtturmes erklommen hatte, wurde mit einem herrlichen Rundumblick auf das Seebad belohnt. Der "Teepott" liegt neben dem Leuchtturm und wurde 1968 erbaut. Er erinnert uns wegen seines muschelförmigen Betondachs an das Kongresszentrum in Berlin. Auch der kleine Leuchtturm an der Spitze der Hafeneinfahrt, die Westmole vom Warnemünde, ist eine Sehenswürdigkeit.

Von dort hat man einen guten Blick auf die ankommenden und abfahrenden Schiffe. Der Besuch in einem der Cafés an der Seepromenade darf nicht fehlen. Große Terrassen mit Seeblick luden zum Verweilen ein. Zum Seebad gehört auch ein ca. 5 km langer und teils 100 m breiter, weißer Sandstrand. Ausruhen in einem Strandkorb, Drachen steigen lassen in den Wind und baden in der Ostsee versprachen viel Erholung.

Der dritte Tag unserer Sommerreise gehörte der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin. Ein Schiff der weißen Flotte Schwerin holte uns am Vormittag an der Schiffsanlegestelle unseres Hotels Speicher am Ziegelsee ab. Die gemütliche Fahrt durch die 4-Seelandschaft endete nach 2 Stunden am Anleger Schloss. Eine herrliche Ansicht des Stadtpanoramas mit dem Schweriner Schloss von See aus sorgte für Vorfreude auf die bevorstehende Stadt- und Schlossführung.
   

Eine kurzweilige Einführung in die Stadtgeschichte vermittelte uns die Stadtführerin an einem Denkmal vor dem Rathaus. Unweit davon befand sich die ehemalige Markthalle, ein Säulengebäude am Alten Markt. Der Weg zum Schweriner Dom St. Marien und St. Johannis, ein Bau der nordischen Backsteingotik, war nicht weit. Er ist eine Bischofskirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Ein großes Ölgemälde des Reformators schmückte das Gotteshaus. Das große Triumphkreuz im Mittelschiff, sowie das Bronze-Taufbecken aus dem 14. Jahrhundert sind beeindruckende Zeitzeugen. Die von Friedrich Ladegast gebaute Orgel wurde 1871 geweiht und ist heute die größte von ihm gebaute und erhaltene Orgel. Im Dom befinden sich auch das Grabmal von Christoph von Mecklenburg sowie die Bischofsgräber im Hochchor. Unseren Rundgang durch die Landeshauptstadt setzten wir an den Ziegelsee fort. Am Ufer des Sees steht ein langgestecktes, ockerfarbiges Gebäude mit Ecktürmen. Einst als Waffenlager und Kaserne gebaut, dient das riesige Arsenal heute den Mitarbeitern des Innenministeriums als Büro. Einem berühmten Sohn der Stadt, Heinrich von Stephan, wurde am Postgebäude in der Fußgängerzone ein Denkmal gesetzt. Heinrich von Stephan gilt als der Begründer des Weltpostvereins. Idyllische Straßenzüge begleiteten uns jetzt auf den Weg in die Altstadt. Die Staatskanzlei in ihrem klassizistischen Bau von Demmler liegt in unmittelbarer Nähe zum Schloss. Auch das neu sanierte Mecklenburgische Staatstheater ist ein Schmuckstück geworden. Nun sind allerdings die Kassen leer. Für den Spielbetrieb fehlt das Geld. Das Theater bleibt geschlossen. Einen prächtigen Bau für die Kunstschätze lies Herzog Christian Ludwig bauen. Ihre Sammlung niederländischer Meister aus dem 17. Jahrhundert, sowie Stillleben und Tierdarstellungen sind hier untergebracht.

   
Die wichtigste Attraktion in Schwerin ist aber das Schloss. Wie das bayrische Königsschloss Neuschwanstein gilt auch das Schweriner Gebäude als Märchenschloss. Das Schlossmuseum mit den Prunkräumen beherbergt die Ahnengalerie der mecklenburgischen Landesfürsten. Große Ölgemälde in kunstvoll ausgestatteten Sälen mit wertvollen Teppichen und Kronleuchtern erinnern heute an die Herrschaft des Adels. Vitrinen mit altem Porzellan und kostbare Möbelstücke gehören zum Ausstellungsinventar. Der prunkvolle Thronsaal aber ist das glanzvolle Herzstück des Adelssitzes. Auch der Schlossgarten ist sehr sehenswert. In ihm befindet sich ein stilvoll eingerichtetes Schlosscafé mit Ambiente aus der Kaiserzeit.

Eine Fels-Grotte zum Schweriner See ist eingebunden in den Schlosspark. Sie dient als Zufluchtspunkt für die Fledermäuse. Neben der touristischen Vermarktung des Schlosses beherbergt es heute eine wichtige Institution. Schon die mecklenburgische Herzöge und Großherzöge regierten von hier aus das Volk. Heute ist das Schloss der Sitz des Landtages. Von diesem wohl "schönsten Landtag" in Deutschland wird das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern regiert. Vom Volk gewählte Abgeordnete streiten und entscheiden hier über ihre Politik und die Gesetzgebung. Einer von ihnen war der Landtagsabgeordnete Eberhard Hoppe, der heute Vorsitzender der Vereinigung ehemaliger Abgeordnete und ein Freund unseres Vorsitzenden Hans-Peter Hexemer ist. Eberhard Hoppe begrüßte unsere Gruppe in seiner Heimatstadt. In der Vorbereitung hatte er den Vorstand des Geschichtsvereins unterstützt, in dessen Auftrag Anita Stapf an einem ausgewogenen und attraktiven Reiseprogramm mitarbeitete. Nicht nur das Reiseprogramm fand bei allen 51 Reiseteilnehmern lobende Worte, auch unserem 2. Vorsitzenden und Reiseleiter Uwe Stapf wurde für die ruhige und umsichtige Reiseleitung gedankt.

 

Nierstein, September 2013