Niersteiner Geschichte

Das Sironabad (Römerbad) zu Nierstein am Rhein

Am südöstlichen Ortsausgang des Weindorfes gelegen, war ehemals eine römische Badehalle mit zwei Schwefel- und zwei Süßwasserquellen.

Diese führten frühzeitig zu Ansiedlungen, wie Funde aus keltischer, frühgermanischer und römischer Zeit eindeutig beweisen.

   GVN Sironabad Nierstein
Die Schwefelquelle des Sironabades wurde 1802 wieder entdeckt, nachdem sie jahrhundertelang verschüttet war. Bei Aufräumungsarbeiten stieß man auf Steinbecken, kupferne Münzen mit den Jahreszahlen 87 bis 267 nach Christi Geburt, die von Gipskugeln umgeben waren, sowie auf kleine Figuren usw. Durch diese Funde ist einwandfrei nachgewiesen, dass die Brunnenanlage während der Regierungszeit der römischen Kaiser Domitian, Nerva, Trojan, Hadrian, Antonius, Pius, Gordian lll, Postumus und Otarilia Servera, der Frau des Kaisers Philippus des Älteren, in Betrieb war.

Der wichtigste Zeuge dafür, dass den Römern schon die Heilkraft der Schwefelquelle bekannt war, ist jedoch ein heute noch wohlerhaltener Votiv(Gelübde)stein mit der Inschrift: Deo apollini et sironae iulia frontina v.s.l.l.m. (votum solvit laetus libens merito), welche in deutscher Übersetzung lautet: "Dem Gotte Apollo und der Sirona erfüllte Julia Frontina ihr Gelübde freudig und nach Gebühr." Der Stein war also von einer hier ansässigen Römerin den beiden Gottheiten als Erfüllung eines Gelübdes nach Heilung durch den Gebrauch des Wassers errichtet worden.

Sirona, eine keltische Göttin der Schönheit und Fruchtbarkeit wurde meist gemeinsam mit Apollo (keltisch Granus) verehrt, und zwar vorwiegend in der Natur besonders bevorzugten Gegenden wie Rheinhessen, Donauniederung, Burgund und Südfrankreich. Vermutlich haben die Römer die Verehrung dieser Gottheiten von ihren keltischen Nachbarn übernommen. Aus alten erhaltenen Steinbildnissen wird die Göttin Sirona meist mit Ähre und Weintraube als Attributen ihrer Fruchtbarkeit abgebildet. Ihre Beziehung zu Nierstein, als der heute größten weinbautreibenden Gemeinde am Rhein, wo vor 2000 Jahren schon Reben gepflanzt wurden, ist also besonders naheliegend.

Die Brunnenanlage des Sironabades wurde 1803 von dem Belgier van der Velden aus Chapelle bei Antwerpen nach römischem Vorbild rekonstruiert. Drei im Brunnengewölbe eingemauerte Steinplatten berichten über diese Wiederherstellung zu der Zeit, als Napoléon Bonaparte Consul der französischen Republik nach dem Sturz der Revolutionsregierung, und Jeanbon St. André Präfekt des Departement Mont Tonnere (Donnersberg) war.

Im Zusammenhang mit der Heilquelle des Sironabades soll nicht unerwähnt bleiben,dass der Ortsname Nierstein sich wahrscheinlich von dem "Neristein" (lt. Urkunde aus dem Jahre 742) ableitet, wobei "Nerli" nach römischem Sprachgebrauch gleichbedeutend ist mit "Heilquelle" und "Stein" gleichsinnig ist mit dem Grenzstein (heutiger Hünenstein – aufgestellt im Schulhof), der einstmals die Grenze zwischen Franken (Mainz) und Alemannen (Worms) bezeichnete. Der heutige Name Niersteins bedeutet daher soviel wie "Quelle am Stein".

Die Schwefelquelle des Sironabades enthält Schwefelwasserstoff sowie salzsaures und schwefelsaures Natron und Eisen. Sie wirkt heilend bei Hautkrankheiten, Brust-, Unterleibs-, und hämorrhoidalen Beschwerden, Rheuma und Gicht.

 

Bild: Geschichtsverein Nierstein e.V.