Gedenkfeier Kornsandmorde: 80 Jahre später, die Erinnerung mahnt

GVN

Die Ereignisse, die sich vor 80 Jahren am Kornsand zutrugen, berühren die Menschen heute mehr denn je. In diesem Jahr folgten so viele Menschen wie nie zuvor der Einladung des Arbeitskreises Kornsand, um den 80. Jahrestag der nationalsozialistischen Verbrechen zu gedenken.

Der Arbeitskreis, der in enger Kooperation mit den Städten Nierstein, Oppenheim und der Gemeinde Trebur arbeitet, erinnert jährlich am 21. März am Mahnmal an die Gräueltaten der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs.

In diesem Jahr waren Günter Wegmann, Gertrude Weber, Maria Eller-Gläßel und Herbert Weber anwesend, die Angehörigen der Opfer.

Bei dieser bewegenden Gedenkfeier sprach dieses Jahr der Niersteiner Bürgermeister Jochen Schmitt im Namen der Gemeinde Trebur sowie der Städte Oppenheim und Nierstein.

In seinem Grußwort appellierte Schmitt eindringlich gegen das Vergessen. "Es ist von essenzieller Bedeutung, den Opfern ihre Würde zurückzugeben und somit ihr Andenken zu bewahren." In dieser Mahnung ruft er uns dazu auf, wachsam zu sein und sich aktiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Nur so können wir sicherstellen, dass sich solche unvorstellbare Taten nicht wiederholen und wir eine Gesellschaft schaffen, die auf Respekt und Menschlichkeit basiert.

GVN Landspräsident Henrik Hering hält die Hauptrede

Der Arbeitskreis Kornsand hatte in diesem Jahr den Landtagspräsidenten Henrik Hering eingeladen, die Hauptrede zu halten. In seiner berührenden Ansprache erinnerte Hering, dass die Opfer jener dunklen Zeit schlichtweg zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Sie hatten zwölf Jahre einer Diktatur überlebt und wurden feige am Kornsand von Fanatikern ermordet, als auf der Niersteiner Seite bereits die weißen Fahnen gehisst wurden. Es ist von großer Bedeutung, dass Angehörige heute an dieser Gedenkfeier teilnehmen; ihr Beisein unterstreicht die Wichtigkeit des Erinnerns an diese schrecklichen Ereignisse.

„Wir müssen innehalten und wachsam sein gegenüber dem wachsenden Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft". Hering betonte außerdem: „Wir brauchen mehr dezentrale Orte des Erinnerns", denn Erinnerung und Gedenken sind eine stetige Aufgabe, die Engagement erfordert. Ein herzlicher Dank gilt dem Arbeitskreis, der unermüdlich daran arbeitet, das Gedächtnis lebendig zu halten.

Darüber hinaus appellierte er für mehr Lokalforschung, um auch schmerzhafte Wahrheiten über das Geschehene ans Licht zu bringen – „wir sind es den Opfern schuldig, ihre Geschichten zu bewahren und weiterzugeben". In Anbetracht der gegenwärtigen Bedrohung unserer Demokratie stellte Hering klar: „Der Hass von damals hat leider nicht aufgehört zu existieren... So hat es auch damals begonnen; daher sollten wir die Warnungen ernst nehmen – noch ist es nicht zu spät. Lassen Sie uns zusammenstehen! Denn nach dem Gedenken beginnt die Zukunft; nur gemeinsam können wir für Menschenrechte eintreten und unsere Werte verteidigen."

     
GVNDie Erinnerung wachhalten

Am 21. März 1945 waren in der Nähe der Anlegestelle der Rheinfähre Cerry und Johann Eller, Georg Eberhardt, Rudolf Gruber, Nikolaus Lerch und Jakob Schuch die Opfer dieses Verbrechens – Menschen, die sogar in den dunkelsten Zeiten des Naziregimes ihren aufrechten Gang bewahrten von fanatisierten Anhängern des untergehenden NS-Regimes ermordet worden.

Die sechs rheinhessischen Hitler-Gegner wurden brutal misshandelt, mussten ihre Gräber ausheben und wurden anschließend im Angesicht ihrer bereits befreiten Heimat von einem 18-jährigen Leutnant der Nazi-Wehrmacht kaltblütig erschossen.

Durch die Erinnerung an solche Mordtaten besteht die Chance, dem Vergessen Einhalt zu gebieten und rechtsradikale Unbelehrbare in die Schranken zu weisen.

Wir stehen in der Tradition derer, die auf den Gedenkstein geschrieben haben: Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung, damit, was hier geschah, sich nicht wiederhole." daran erinnert der Arbeitskreis Kornsand

Quelle: www.rhein-selz-geht-aus.de

 

Klicken Sie hier für die Rede von Landtagspräsident Hendrik Hering im Wortlaut.

     
     
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Nierstein, März 2025